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Im Hauptgebäude der HumF, im Hörsaal H121 (1. Stock) vom 27.06.2018 bis zum 10.07.2018

Alles in den Genen? Problematisierungen neodarwinistischer und biologisierender Erklärungsmodelle

 

Veranstaltungen der Reihe:

Weiblich Männlich Känguru -
Kritik des biologistischen Sexismus

27.06.2018, um 18 Uhr - mit Oliver Voß
https://www.facebook.com/events/180879522577163/

Nicht nur wenn es darum geht aufs richtige Klo zu gehen, werden wir daran erinnert, dass diese Gesellschaft in Männer und Frauen aufgeteilt ist.
Auch sonst erweist sich die gesellschaftlich vorgenommene Zuordnung zu dem einen oder anderen Geschlecht immer wieder als Vorteil oder Nachteil in Bezug auf Sachen, die überhaupt nichts damit zu tun haben.
Dies bringt Wissenschaftler*innen dazu, nach den Gründen für diese Aufteilung zu suchen.
Einige vertreten dabei die Theorie, dass diese Unterschiede biologisch begründet sind. Sie suchen dann nach entsprechenden Belegen in der menschlichen Biologie. Sie wähnen sich erfolgreich, wenn sie eine gefundene Regel vermeintlich naturgesetzlich erklären können. Diese wissenschaftliche Erklärung soll zwar nicht wertend sein, gleichzeitig soll sie aber die Notwendigkeit des bestehenden Geschlechterunterschieds aufzeigen.
Aus dem Wunsch den Geschlechterunterschied und die damit verbundene Gewalt gegen die Einzelnen aufzuheben, halten andere Wissenschaftler*innen der biologischen Erklärung die Entstehung der Geschlechterunterschiede durch die männliche und weibliche Sozialisation entgegen. Sie verweisen auf die historische Veränderlichkeit dieser vermeintlich sehr festen Zuordnungen.
Es fällt zuerst einmal auf, dass sich diese beiden Theorien widersprechen. Entsprechend werden dieselben Phänomene mal durch die eine und mal durch die andere Theorie erklärt.
So wie diese Theorien die Phänomene erklären, liegen sie aber beide falsch. Sie machen beide denselben Fehler, um den es in dieser Veranstaltung gehen soll.


(FÄLLT LEIDER AUS)
Schönheit als Zeichen? -
Aufstieg und Fall einer Theorie zu körperlicher Attraktivität

29.06.2018, um 18 Uhr - mit Nora Ruck
https://www.facebook.com/events/2058734851004779/

Die Arbeit am eigenen Körper und die Vergrößerung der ihm zugeschriebenen Schönheit sind beinahe zu einer bürgerlichen Pflicht in der spätkapitalistischen Leistungsgesellschaft geworden. Der bislang ungebrochene Trend, den eigenen Körper mit teils extremen Mitteln wie Schönheitschirurgie oder Hungerdiäten ästhetisch zu formen und umzugestalten, weist darauf hin, dass körperliche Schönheit mittlerweile in einem doppelten Sinne ein Merkmal gesellschaftlicher Leistungsträger_innen geworden ist: Sie verweist auf eine Arbeitsleistung und auf finanzielle Ressourcen, um sich die teils sehr teuren Eingriffe leisten zu können. Zuhauf widersprechen einer solchen Zeitdiagnose allerdings psychologische Attraktivitätsforscher-Innen, denen zufolge körperliche Schönheit ein Zeichen für biologische Fitness sein soll, also etwa auf Fruchtbarkeit oder ein gutes Immunsystem hinweisen soll. Diese ‚gute Gene‘ Hypothese körperlicher Attraktivität ist nicht nur in der breiten Öffentlichkeit besonders populär, sondern auch im Feld der psychologischen Attraktivitätsforschung mittlerweile dominant. Ich werde im Laufe meines Vortrags danach fragen, warum sich diese Theorie so breitenwirksam durchsetzen konnte, obwohl sie, wie ich zeigen werde, auf magere empirische Belege verweisen kann und wissenschaftlich hochumstritten ist. Ich werde dazu zum einen nach den konkreten wissenschaftlichen Kontroversen fragen, die sich um die ‚gute Gene‘ Hypothese sowohl in der Evolutionsbiologie als auch in der psychologischen Attraktivitätsforschung ranken und zum anderen aufzeigen, dass es bestimmte gesellschaftliche Bedingungen gibt, in denen solche Studien möglich und populär werden


Natürlich NICHT! - Queertheoretische Problematisierungen von Wissenschaften und Identitätskategorien
03.07.2018, um 18 Uhr - mit Dirk Schulz
https://www.facebook.com/events/256441714904896/

Geschlechterforschungen und -theorien erscheinen in einem herkömmlichen Bild einer „reinen“ Forschung verdächtig, weil sie etablierte Trennlinien zwischen wissenschaftlichem Objektivitätsanspruch, ideologischer bzw. politischer Ausrichtung und persönlichen Zugängen unterlaufen. Die wiederkehrenden Unterstellungen einer unwissenschaftlichen Selbstreferentialität und biographisch-politischen Motivation verkennt dabei allerdings das Bemühen von Geschlechterforschungen, „einer ‚wirklichen‘ Welt die Treue zu halten“ (Vgl. Haraway 1995: 78f.). Die Anerkennung von Partialität, Kontext, Perspektivierung, Widersprüchen, unterschiedlichen Zugangsmöglichkeiten und -weisen sowie ihre Begrenzungen gehört zu den Gender und Queer Studies und ermöglicht gerade deshalb die immer wieder notwendige Befragung von kanonisierten und naturalisierten Wissensdiskursen. Der Wille zur Wahrheit, Wirklichkeit und Wissen ist aus queertheoretischer Sicht nicht dadurch motiviert, allgemein- und endgültige Naturgesetze, Fakten und Identitäten „finden“ zu können, sondern die Bedingungen zu analysieren, unter denen ihnen Bedeutung zukommt oder aberkannt wird. Viele der derzeitigen Anti-Gender Studies -Debatten machen deutlich, dass die Infragestellung der etablierten Annahme einer natürlichen Zweigeschlechtlichkeit, die Kritik an heteronormativen und hierarchisierenden Ordnungsmustern sowie Fragen von gleichberechtigter Partizipation und Repräsentation auch immer wieder einen empfindlichen Nerv treffen. Dabei ist das Anliegen queerer Interventionen nicht, Chaos und Beliebigkeit herbeizuführen. Vielmehr geht es darum, Naturalisierungs-, Ausschluss- und Hierarchisierungsmechanismen und –praxen zu problematisieren und gleichzeitig auf mehr Möglichkeiten von Daseinsformen und –„berechtigungen“ hinzuweisen.


Epistemologische Gewalt in wissenschaftlichen Erklärungen

10.07.2018 - mit Julia Scholz
https://www.facebook.com/events/257346458160976/

Wissenschaftliche Erklärungen geben sich oft den Anstrich neutral und objektiv einen Sachverhalt darzulegen (nur bestimmte Strömungen arbeiten aktiv mit der Situiertheit von Wissen). Neben wissenschaftslogischen Fehlern und falschen Kausalattributionen haben auch verstecktere Erklärungskonstellationen Auswirkungen bei Wahrnehmenden. Es werden verschiedene Beispiele und ihre Wirkungen vorgestellt, so auch asymmetrische Erklärungen und der Effekt dessen, was als erklärenswert erachtet wird. Mitunter sind die Auswirkungen so stark, und zum Beispiel zum Nachteil einer sozialen Gruppe, dass sie durchaus als epistemologische Gewalt bezeichnet werden können.